Blick in die Werkstatt mit Transmissionsanlage
Das Ensemble (Maschinen, Transmissionen, Gebäude) ist von beeindruckender Geschlossenheit. Es zeigt eine kleine Maschinenbauwerkstatt, die den Lauf der Zeit ohne gravierende Eingriffe in ihre Substanz und ohne moderne Ergänzungen überstanden hat und die deshalb unbedingt erhaltenswert ist.“
Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim
Der Arbeitskreis Staufener Stadtbild e.V. hat Gebäude und Maschinen von der Stadt zur Nutzung übernommen, um diese so zu erhalten, wie sie „bei Aufgabe des Betriebes der letzte Mitarbeiter verlassen hat“. Seither sind die Maschinen mit ihrer beispielhaften Transmissionsanlage wieder instand gesetzt, dass deren Funktion demonstriert werden kann. So können wir in Staufen mit der mechanischen Werkstätte Fark und ihrer zugehörigen technischen Einrichtung ein nicht nur wissenschaftlich sondern vor allem auch wirtschaftsgeschichtlich interessantes Kulturdenkmal der Öffentlichkeit zugänglich machen.
[Die Werkstatt Fark im Wandel der Zeit] Im Jahre 1892 gründete Emil Fark Senior die noch heute vorhandene Metallwerkstatt in einer 1795 errichteten Wolltuchfabrik. Als ehemaliger Meister in der Lehrlingswerkstatt der Reichsbahn in Karlsruhe brachte er die notwendige Fachkompetenz mit. Aus Müllheim stammend sah er sich in der Gegend nach einem geeigneten Standort um und wählte in Staufen ein bisher von einer Weberei genutztes Gebäude als Sitz seines neuen Betriebes.
Dafür gab es wohl zwei gute Gründe: Zum einen wollte er sich auf den Bau und Vertrieb von Weintrotten konzentrieren, weshalb sich Staufen und seine Umgebung als Weinanbaugebiet anbot. Zum anderen war das Gebäude in der Bahnhofstraße ideal, weil es am damaligen Gewerbekanal lag und er damit die erforderliche Energie mittels eines Wasserrades beziehen konnte.
Neben der Herstellung von Trotten gehörte zum Geschäftsbereich noch der Vertrieb und die Reparatur landwirtschaftlicher Maschinen wie Mähmaschinen, Pflüge, Heurechen und -wender, Sämaschinen und – zu dieser Zeit eine Neuheit – Heuaufzüge, aber auch Wasser- und Jauchepumpen. Vorwiegend waren dies Fabrikate der Firma Fahr aus Gottmadingen bei Singen a.H., aber auch ausländische Fabrikate von Mc Cormick. Ebenso lieferte er „ganze Anlagen für landwirtschaftliche Betriebe jeder Art zu äußersten Preisen bestens.“
Aus dieser Zeit der Gründung des Unternehmens stammen die meisten der heute in der Werkstatt noch vorhandenen Maschinen, die seinerzeit teils neu wie auch gebraucht erworben wurden. Der Betrieb hatte entsprechend des Herstellungs- und Vertriebssortiments einen für damalige Verhältnisse großen Einzugsbereich.
Im Jahre 1928 übernahm der älteste Sohn Emil Fark Junior das Unternehmen und führte es bis zu seiner Erkrankung im Jahre 1939. Als langjährigen und bewährten Mitarbeiter hatte er Josef Obergfell an seiner Seite. Dieser legte 1942 die Meisterprüfung ab und übernahm im gleichen Jahr, nach dem Tode von Emil Fark Junior, die Leitung bis zum Jahr 1967.
Nachdem das Geschäft mit den selbst hergestellten Trotten nachgelassen hatte, vertrieb und reparierte der letzte Inhaber, Willi Fark, hauptsächlich Landmaschinen. Daneben betrieb er auch eine zerspanende Metallbearbeitung und eine Metalldreherei, mit der Industrie und Handel bedient wurden. Es sind noch Pläne für die Herstellung solch konstruktiver Teile für die Betriebe der Umgebung vorhanden, wie etwa für die Brennerei Schladerer, die Pelzveredlung Zähringer, Jahnke und Kunkel, alle in Staufen sowie für die Gubor Schokoladenfabrik in Münstertal.
In seiner Schwester Margarethe Fark fand er tatkräftige Unterstützung im kaufmännischen Bereich und Verkauf. Im Jahre 1989 gab Willi Fark sein Geschäft auf.
Die Stadt Staufen kaufte das Werkstattgebäude und die Maschinen mit dem Ziel, das inzwischen als Denkmal ausgewiesene Ensemble als Industriedenkmal zu erhalten.
Josef Obergfell an der Kopfdrehbank und Emil Fark kontrolliert die Maße
Antriebsseite der Plandrehbank
Traktoren vor der Scheune
Inhaber und Mitarbeiter vor der der ursprünglichen Werkstatt
[ Die Fark‘sche Werkstatt als Industriedenkmal ] Die mechanische Werkstätte mit ihrer noch vollständig erhaltenen technischen Einrichtung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, mit einzelnen für den Betrieb erforderlichen späteren Ergänzungen, ist ein besonders anschauliches Beispiel für die Produktionsverhältnisse dieser Zeit.
Bis zur Stillegung wurden nahezu alle Maschinen noch über Transmissionen angetrieben. Ursprünglich bewegte diese ein Wasserrad, das die Wasserkraft des Gewerbekanals ausnutzte. Als der Kanal Ende 1981 stillgelegt wurde, baute man das Wasserrad ab. Die Teile sind jedoch noch vollständig erhalten.
Im Werkstattraum befinden sich eine Drehbank und eine kleine Metallhobelmaschine aus dem Jahre 1892 (beide Firma Böhringer, Göppingen), eine alte Standbohrmaschine sowie eine alte Drehbank (Firma Reinecker/Chemnitz). Eine Kopfbank (axial) diente dazu, große Riemenscheiben zu drehen. Eine Fräsmaschine, eine große Hobelmaschine und eine Schleifmaschine vervollständigen die Einrichtung der Werkstatt. In einem angrenzenden Bau sind noch die Reste einer Esse und ein von Hand bedienbarer Kran zum Heben schwerer Lasten zu sehen.
Die historische Werkstatt Fark steht privaten Besuchern und Gruppen zur Besichtigung nach Voranmeldung offen.Wenden Sie sich bitte wegen der Vereinbarung eines Termins an den Arbeitskreis Staufener Stadtbild e.V. in Staufen entweder an:
Herrn Manfred Kiefer, Bahnhofstraße 10b, 79219 Staufen
Telefon 07633/8209472
oder
Herrn Helmut Bühler, Auf dem Rempart 8a, 79219 Staufen
Telefon 07633/981765